«Silo 8» ist eine Theaterproduktion von «Karls kühner Gassenschau», welche in Olten aufgeführt wird. Im Freilichttheater entführen einen die Schauspielenden in ein futuristisches Altersheim, in welchem die Rentner*innen beim Empfang ihre Erinnerungen abgeben müssen. Doch die Bewohner*innen wehren sich gegen diese Massnahme zur angeblichen Pflegeleichtigkeit. Eine Geschichte über die Freundschaft und die Liebe gepaart mit viel Humor und Action. «Silo 8» wurde bereits 2006-2010 vor über einer halben Million Zuschauenden aufgeführt und ist nun 2022 wegen der grossen Nachfrage wiederaufgenommen worden.[1]
Ich dürfe «Silo 8» auf keinen Fall verpassen, wurde mir mehrere Male von Schauspielkolleg*innen eingetrichtert. Die Schauspielenden würden die tollkühnsten Stunts und Showeinlagen liefern, die ich je gesehen hätte. Etwas skeptisch war ich schon, doch mein Interesse war geweckt und ich besorgte mir kurzerhand Tickets. Der Stolze Preis von 82 Franken pro Ticket hat mich kurz innehalten lassen, aber für ein Zurück war meine Neugierde schon zu gross geworden.
Eine Anlage aus waagerecht und senkrecht aufgestellten verrosteten Container bildet das Bühnenbild. In einem der Container hat sich eine Band eingerichtet und spielt von dort aus Livemusik. Über alles hinweg greift der Arm eines Krans in den Abendhimmel. Der Kran wird während der Vorstellung immer wieder zum Einsatz kommen. Um «bloss» einen Schauspieler durch die Lüfte zu tragen oder gar ganze Bühnenbildteile zu bewegen. Der fliegende Rentner ist aber lange nicht der einzige Stunt der Show. Ein Elektro-Rollator-Rennen oder die Waschanlage für Rentner*innen, sind bloss weitere Beispiele der langen Liste von Showeinlagen, die einem während rund zwei Stunden geboten werden. Das Geschehen auf der Bühne kann immer auch mit einem Grinsen im Gesicht oder einem Lachen auf den Lippen bestaunt werden. Denn das ganze Stück ist von komischen Situationen, Insiderwitzen und Gags durchzogen. Die Schauspielenden leisten von der ersten Sekunde einen unglaublich präzisen Job. Die Rolle der Rentner*innen und Pflegerinnen wird von allen Schauspielenden körperlich, aber auch sprachlich aufs Überzeugendste gespielt. Die Geschichte von «Silo 8» ist im Kontrast zur Action, die man geliefert bekommt, sehr simpel gehalten. Sie beschränkt sich auf Szenen die theoretisch auch für sich stehen könnten. Zudem sind die Szenen nie bloss Dialoge zwischen Charakteren, sondern immer von viel Aktion bestimmt. Grösstenteils besteht diese Aktion aus viel Bewegung und Stunts. Jedoch bekommen die Zuschauenden immer wieder Zeit, während einigen sehr feinen, aber trotzdem aufs Präziseste gespielten Szenen, ein wenig durchzuschnaufen. So wird eine Ausgeglichenheit geschaffen, die einem - gerade wegen der Ausgeglichenheit - gar nicht auffällt. Auf raffinierte Weise sind dann all die Szenen durch grössere oder kleinere Details und Zusammenhänge zu einer ganzen Geschichte zusammengepuzzelt. Wäre die Story komplizierter gestaltet, käme man bei dem ganzen Tumult auf der Bühne gar nicht nach. Auf diese Weise aber muss man sich nicht auf den Handlungsverlauf konzentrieren, sondern kann sich zurücklehnen und das Spektakel geniessen. Schlussendlich wird zum grossen Finale noch einmal tief in die Trickkiste gegriffen. Das ganze Technikteam - speziell die Pyrotechnik - gibt alles. Kein Vorhang fällt, doch der tosende Schlussapplaus bleibt nicht aus!
Ich bin noch immer masslos begeistert von der Show, die mir in Olten zwischen einigen alten Containern geboten wurde. Mit meiner Schauspielerfahrung bin ich in der Lage, etwas kritischer auf die Inszenierung zu schauen. Doch je länger ich mich mit «Silo 8» auseinandersetze, umso faszinierter bin ich von diesem Spektakel. Ich finde beim besten Willen kein Kritikpunkt, denn ich hier hätte nennen können. «Silo 8» empfehle ich also allen, die die eigene kulturelle Erfahrung um ein grosses Stück ausweiten möchten. Genauso aber auch denjenigen, die eine grandiose Abendunterhaltung geniessen möchten. «Silo 8» ist ein Erlebnis, das ich und wohl auch alle anderen Zuschauenden noch lange in Erinnerung behalten werden.